Ein Forschungsprojekt des Instituts für Pflegewissenschaft der Universität Basel

Wie wird Sozialität, Freundschaft und Zugehörigkeit in der stationären Langzeitpflege ermöglicht, erlebt, und geregelt? Mit dieser Frage haben sich Pflegende, Medizinanthropolog:innen, Sozialarbeitende und andere Fachpersonen während zwei Tagen im Rahmen eines Symposiums der Medical Anthropology Switzerland (MAS) und des EPICENTRE-PARTICIPATIO Projekts des Nursing Sciences (INS), Institut für Pflegewissenschaft, Universität Basel beschäftigt.

Vortragende beleuchteten diese Fragen aus verschiedenen Perspektiven und präsentierten Fallstudien aus unterschiedlichen regionalen Kontexten. Der gemeinsame Nenner war jeweils der Pflegeheim-Kontext und der ethnographische Blick auf die Dynamiken, welche Bewohner:innen, Angehörige, Pflegende und Fachpersonen einbezog. Dabei wurde die Relevanz des historischen Kontexts hervorgehoben, zum Beispiel bei «intergenerational and interracial dynamics» in der Langzeitpflege in Südafrika (Casey Golomski), sowie bei der Geschichte des «Danwei systems» im urbanen China (Yuan Yan), welches bis heute für Personen mit Demenz in Pflegeheimen wichtig scheint oder auch die gelebten und vergangen Beziehungen zu den colonial Dutch East Indies (Olivia Killias), die die Sozialität in einem Pflegeheim in den Niederlanden prägen. Es wurde diskutiert, wie Pflegeheime den Aufbau sozialer Beziehungen für Menschen mit Demenz erleichtern oder behindern, welche Arten von sozialen Beziehungen sie fördern und welche Ansichten die Fachkräfte über wünschenswerte soziale Beziehungen und legitime Ausdrucksformen von Sozialität für diese Bewohner:innen haben (Alexandre Lambelet, Fabienne Malbois, Benjamin Tremblay), ob das «Sozialisieren» in der Berufsbeschreibung von Pflegenden integriert werden soll (Jago Wyssling) und wie die Partizipation älterer Bewohner:innen praktiziert wird (Sandra Staudacher, Anja Orschulko, Nora Peduzzi, Séverine Soiron-Ballmer, Alexandra Staehli, Andrea Kaiser-Grolimund et al). Sozialität wurde als «story about care» beschrieben, während «good care» als «continous crafting» verstanden werden kann (Rhoda Moramba, Eva Soom Ammann). Sozialität und Freundschaft in der stationären Langzeitpflege kann sich auch über menschliche Akteure hinaus entwickeln, wenn zum Beispiel Therapiehunde in die Demenz-care miteinbezogen werden (Cristina Douglas) oder Roboterpflegetechnologie zu «echter» Pflege wird (Anne Aronsson). 

Das Symposium hat somit angeregt, Sozialität und soziale Teilhabe in Pflegeheimen durch ethnographische Fallbeispiele international zu vergleichen und historisch einzuordnen. Stationäre Langzeitpflege ist nicht nur medizinische Versorgung, sondern auch ein bedeutender sozialer Raum, der transdisziplinäre Reflexion erfordert.

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