Ein Forschungsprojekt des Instituts für Pflegewissenschaft der Universität Basel

Partizipation von älteren Menschen in Pflegeheimen:

Eine ethnographische Exploration und Analyse

Hintergrund

In der Schweiz wird nach Schätzungen bis 2040 die Nachfrage nach Pflegeheimen um 69% steigen. Pflegeheime werden vor allem in den letzten zwei Lebensjahren beansprucht, wenn ältere Menschen aufgrund von physischen oder/und kognitiven Beeinträchtigungen mehr Pflege benötigen. Da viele ältere Menschen befürchten, in einem Pflegeheim ihre Autonomie und Selbstbestimmung zu verlieren, zögern sie, sich für einen Umzug in ein Pflegeheim zu entscheiden. Die negative Wahrnehmung von Pflegeheimen hat sich seit den Massnahmen zum Schutz der älteren Bevölkerung während der COVID 19-Pandemie verstärkt. Umso wichtiger erscheint deshalb eine stärkere Einbeziehung älterer Menschen in Entscheidungen, die sie individuell und als Gruppe von Pflegeheimbewohnende betreffen. Sowohl staatliche, wie auch nicht-staatliche Organisationen erachten die Partizipation von Pflegeheimbewohnenden als wichtig, es ist jedoch bisher wenig erforscht wie Partizipation von Bewohnenden, Angehörigen, Mitarbeitenden und den Pflegeheimleitungen eigentlich verstanden wird. Auch ist noch wenig darüber bekannt, wie ältere Menschen in Pflegeheimen, insbesondere ältere Menschen mit körperlichen und/oder kognitiven Beeinträchtigungen, nicht nur (passiv) teilnehmen, sondern auch (aktiv) teilhaben und ihren Alltag mitgestalten können. 

Zielsetzung

Diese Forschung über Pflegeheime hat zum Ziel, 1) zu beschreiben, wie und von wem die Partizipation älterer Menschen in Pflegeheimen von Bewohnende, Angehörigen und Mitarbeitenden verstanden, diskutiert und praktiziert wird. Das Projekt möchte 2) mögliche Ungleichheiten im Zusammenhang mit der Partizipation älterer Menschen, die ungerecht und unfair sind, in Pflegeheimen definieren. Des Weiteren zielt es darauf ab, 3) Ansätze zur Förderung einer gerechten Teilhabe älterer Menschen, die in einem Pflegeheim wohnen zu entwickeln.

Methode

Dieses Sub-Projekt führt über einen Zeitraum von einem Jahr eine ethnographische Feldforschung in drei Pflegeheimen in den Kantonen Basel-Stadt und Kanton Basel-Land durch.

Im Rahmen der Ziele 1 und 2 werden wir eine narrative Übersichtsarbeit über die Partizipation älterer Menschen in Pflegeheimen erstellen. Zusätzlich führen wir halbstrukturierte Interviews und informelle Gespräche mit Bewohnenden, Angehörigen, Mitarbeitenden und der Pflegeheimleitung durch. Beobachtungen und Dokumentenanalysen erweitern unseren Einblick in den Alltag der Bewohnenden und ermöglichen es uns, auch die Perspektive von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen einzubeziehen. Die Daten analysieren wir in einem iterativen Prozess und stellen die Fallbeispiele in einer dichten Beschreibung dar.

Für Ziel 3 organisieren wir projektübergreifend mindestens acht Workshops mit einer transdisziplinären Begleitgruppe, die auf den Ergebnissen von Ziel 1 und 2 aufbauen. Diesen partizipativen Ansatz ermöglicht es uns, weitere Perspektiven einzubeziehen und die Verbreitung der Studienergebnisse auch für die Praxis und deutschsprechenden Interessierenden zugänglich zu machen.